02.02.2022
Geflügelfleischwirtschaft wirbt für Kennzeichnungspflicht in der Gastronomie
Die deutsche Geflügelfleischwirtschaft startet eine Informationsoffensive, um für die verbindliche Herkunftskennzeichnung von Fleisch in der Gastronomie und im Großverbraucher-Segment zu werben. Zentrale Botschaft ist die Aufforderung „Herkunftszensur beenden!“.
Zum Kampagnenstart wurde am 1. Februar ein erstes Riesenposter in der Nähe des Berliner Regierungsviertels enthüllt. „Wir haben den Slogan bewusst gewählt, weil wir auf einen Missstand bei Transparenz- und Vermarktungsvorgaben aufmerksam machen wollen“, sagt Friedrich-Otto Ripke, Präsident des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft e.V. (ZDG).
Auf Speisekarten in Restaurants und Kantinen ist in Deutschland bislang keine Angabe darüber verpflichtend, woher das Fleisch stammt. Die Informationsoffensive der deutschen Geflügelfleischwirtschaft will das ändern. Ripke fordert: „Nur eine Kennzeichnungspflicht kann den Trend zu immer mehr Importware mit zumeist deutlich niedrigeren Tierwohl- und Qualitätsstandards stoppen.“ Die Bereiche Gastronomie und Großhandel machen bei frischem Geflügelfleisch mehr als die Hälfte des Marktes aus und sind somit entscheidend, um mehr Tierwohl in der Breite umzusetzen. Die verpflichtende Herkunftskennzeichnung im Außer-Haus-Verzehr könne eine Nachfrageplattform für heimisches Geflügel schaffen, das zu höchsten Standards erzeugt werde, so Ripke.
Das Transparenzdefizit im Vergleich zum Einkauf im Supermarkt störe die Verbraucherinnen und Verbraucher immer stärker. Der ZDG-Präsident verweist auf eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey, wonach sich 78 Prozent der Deutschen eine verpflichtende Angabe des Herkunftslands auf Speisekarten wünschen. „Wenn der Markt seinen Beitrag für mehr Tierwohl und mehr Klimaschutz in der Nutztierhaltung leisten soll, dann muss der Verbraucher die Herkunft erkennen und entsprechend wählen können“, sagt Ripke.
ZDG-Präsident Ripke kritisiert das geplante Vorgehen von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir. Statt die Vorgaben des Koalitionsvertrags umzusetzen, der die Einführung einer „umfassenden Herkunftskennzeichnung“ vorsieht, stehe sein Ministerium mit dem Hinweis auf eine vermeintliche europäische Lösung erneut auf der Bremse: „Wenn wir darauf warten, dass der Letzte in Europa auf den Zug aufspringt, ist der Geflügelfleischstandort Deutschland durch einen gnadenlosen Unterbietungswettbewerb am Ende.“ Das Beispiel Frankreich zeige, dass ein nationaler Vorstoß möglich sei. Die französische Regierung führt ab März 2022 eine Herkunftskennzeichnung bei Fleisch für alle Restaurants, Betriebs- und Schulkantinen im Land ein. „Ein nationaler Weg, der Verbraucherwünsche und Existenzsicherung für heimische Tierhalter miteinander verbindet, ist also sehr wohl machbar“, so Ripke.