09.01.2025

GEFA: Rekorddefizit im Außenhandel mit Produkten der Agrar- und Ernährungswirtschaft

Nach den vorläufigen Zahlen zum Agrarexport des Jahres 2024 erwartet die German Export Association for Food and Agriproducts GEFA e.V. (GEFA) ein Rekordhandelsbilanzdefizit von über 21,5 Mrd. Euro beim Außenhandel mit Produkten der Agrar- und Ernährungswirtschaft. Das Handelsbilanzdefizit steigt nach dieser Prognose um 6,5 Prozent zum Vorjahr an. Den deutschen Einfuhren zum Oktober 2024 in Höhe von 98,5 Mrd. Euro (+1,6 %) standen deutsche Ausfuhren im Wert von nur 81,1 Mrd. Euro (+0,9 %) gegenüber. Der langjährige Negativ-Trend setzt sich damit fort.

Die deutsche Agrar- und Ernährungsbranche verzeichnete nach der ersten Hochrechnung der GEFA für das Jahr 2024 einen Exportwert in Höhe von 97,5 Mrd. Euro (+1,7 %). Mit ihrem Exportwachstum im Vergleich des Jahres 2023 zum Vor-Corona-Jahr 2019 liegt die Branche allerdings deutlich unter dem Welt- und EU-Durchschnitt und hinter wichtigen Wettbewerbern. „Das kann nicht unser Anspruch sein“ so Hartmut Kretschmer, Sprecher der German Export Association for Food and Agriproducts GEFA e.V. (GEFA) und DMK Deutsches Milchkontor GmbH. „Einen weiteren Rückgang dürfen wir auch mit Blick auf unseren Beitrag zur Ernährungssicherheit in der Welt nicht zulassen. Wir brauchen eine neue Herangehensweise.“

Im internationalen Vergleich der Top 5-Exportnationen bei Agrarprodukten und Lebensmitteln belegte Deutschland im Jahr 2023 wie in den vergangenen Jahren den vierten Platz, hinter den USA, Brasilien und den Niederlanden und vor Frankreich. Bei den Top 5-Importnationen bei Agrarprodukten und Lebensmitteln des Jahres 2023 steht Deutschland an dritter Stelle, vor den Niederlanden und Frankreich sowie hinter den USA und China, das nun den ersten Rang der Liste der Importnationen belegt. Die größten Exportanteile nach Warengruppen bilden im Zeitraum von Januar bis September 2024 mit 10,6 Mrd. Euro die Molkereiprodukte (15 % Anteil in Bezug zu den Gesamtausfuhren), die Süßwaren mit 10,5 Mrd. Euro (14 %) sowie Fleisch und Fleischwaren mit 7,4 Mrd. Euro (10 %). Rund 74 % (53,4 Mrd. Euro) der deutschen Exporte gingen von Januar bis September 2024 in die Europäische Union (EU-27).

Auch im Sektor Fleisch bleiben die Exportzahlen weiterhin rückläufig. Ursächlich hierfür sind Exporthemmnisse infolge erheblicher Einschränkungen bei Marktzugängen,verursacht u.a. durch Tierseuchen (ASP, Aviäre Influenza, Blauzungenkrankheit) oder das Fehlen von Marktzugängen (China), hohe Kosten im internationalen Vergleich (Energie, Rohstoff- und Personalkosten führen zu höheren Absatzpreisen) und starke Konkurrenz auf den internationalen Märkten. Des Weiteren machen es Regularien, hohe Burokratie sowie fehlende Rohstoffmengen aufgrund rückläufiger Produktion in Deutschland (Beispiel Schweinebestand) den deutschen Produzenten nicht leicht, im harten Preiskampf auf den Weltmärkten zu bestehen. „Die inländischen Exporteure spüren den Druck der sich verändernden globalen Marktgegebenheiten sehr deutlich“, so die GEFA. Insgesamt wurden in den ersten drei Quartalen 2024 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 2,5 Mio. Tonnen Fleisch exportiert. Davon entfielen auf Schweinefleisch 1.667.447 Mio. Tonnen (+2,52 %), auf Rindfleisch 264.533 Tonnen (- 4,66 %) sowie auf Geflügel 576.145 Tonnen (- 6,85 %). Einer der Gründe für die Verbesserung der Exportzahlen im Schweinefleisch sind die laufenden Ausfuhren nach Südkorea. Hier sind deutliche Steigerungen der Volumina seit der Marktöffnung 2023 zu sehen. „Das zeigt uns immer wieder, dass Marktöffnungen wirken, so dass wir uns darin bestätigt sehen, immer wieder darauf hinzuwirken, weitere Marktzugänge zu erreichen“, so die GEFA. Die rückläufigen Zahlen im Sektor Rindfleisch sieht die GEFA in rückläufigen Bestandszahlen begründet sowie darin, dass immer mehr produziertes Rindfleisch in Deutschland verbleibt.

Die Vertreter der GEFA fordern eine Neuausrichtung der Exportunterstützung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). „Es ist an der Zeit, anzuerkennen, dass die Agrar- und Ernährungsbranche viertstärkste Exportnation der Welt und fünftstärkste Branche in Deutschland ist. Basis dafür sind die hochwertigen und sicheren Produkte. Ebenso ist es Zeit, den Beitrag des Agrarexports zur Standort- und Resilienzsicherung der Unternehmen angemessen zu würdigen“, so Kretschmer weiter. Die Branche verdient inzwischen jeden dritten Euro im Export, jeder vierte Arbeitsplatz in vorwiegend strukturschwachen Regionen hängt davon ab. „Der Standort Deutschland leidet unter zu viel Bürokratie, hohen Energiekosten und politischer Unsicherheit. Hinzu kommt eine im Vergleich zu anderen Ländern schwache Exportförderpolitik“, sagt Jan-Bernd Stärk, stellvertretender Sprecher der GEFA und Leiter Export EU-Ost/Drittland, Westfleisch SCE mbH. „Wir brauchen endlich eine integrierte Strategie, welche die Öffnung und den Erhalt von Absatzmärkten mit der Exportförderung verbindet und, wo erforderlich, auch politisch untermauert“, so Stärk weiter.
GEFA: Rekorddefizit im Außenhandel mit Produkten der Agrar- und Ernährungswirtschaft
Foto/Grafik: GEFA e.V.
Die deutsche Agrar- und Ernährungsbranche verzeichnete nach der ersten Hochrechnung der GEFA für das Jahr 2024 einen Exportwert in Höhe von 97,5 Mrd. Euro (+1,7 %).
GEFA: Rekorddefizit im Außenhandel mit Produkten der Agrar- und Ernährungswirtschaft
Foto/Grafik: GEFA e.V.
Insgesamt wurden in den ersten drei Quartalen 2024 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 2,5 Mio. Tonnen Fleisch exportiert.
Fleischmagazin
Fleischmagazin
Kontakt
  • Kontakt Redaktion
  • Kontakt Anzeigen
  • Kontakt Leserservice

Verlag