23.06.2022
Separatorenfleisch in Geflügelwurst verarbeitet ?
Mehrere große Fleischkonzerne in Deutschland stehen unter Verdacht, in Geflügelwurstprodukten Separatorenfleisch verarbeitet zu haben. Separatorenfleisch wird aus Tierkörpern oder grob zerkleinerten Knochen mit Fleischresten gepresst. Es handelt sich dabei also um eine „Ersatzzutat“ aus Tierresten, wobei auch Sehnen, Rückenmark oder Nervengewebe in das Produkt gelangen können. Per se ist der Einsatz von Geflügel-Separatorenfleisch in Deutschland nicht verboten, muss aber gemäß der EU-Lebensmittel-Informationsverordnung auf den Verpackungen entsprechend gekennzeichnet werden. Verschweigen Produzenten diese Zutat, drohen ihnen rechtliche Folgen. Zudem liegt der Verdacht der Verbrauchertäuschung nahe.
Der NDR und „Der Spiegel“ berufen sich hierbei auf Laboruntersuchungen der Hochschule Bremerhaven, die ein neues Untersuchungsverfahren entwickelt hat, das in der Lage sein soll, Separatorenfleisch nachzuweisen. Bislang war dies kaum bzw. gar nicht möglich.
Insgesamt reichten NDR und „Der Spiegel“ 30 Geflügelwurst- und Geflügelfleischproben zur Prüfung ein, neun davon wurden positiv getestet, heißt es. Fünf der neun positiv getesteten Produkte wurden laut NDR von der in Böklund ansässigen „Zur Mühlen Gruppe“ hergestellt, die zur Tönnies-Unternehmensgruppe gehört. Ebenso waren zwei Produkte des Herstellers Franz Wiltmann sowie je ein Produkt der Hersteller Wiesenhof und der Mecklenburger Landpute unter den positiven Fällen.
Hersteller weisen Vorwürfe zurück
Die Hersteller der getesteten Produkte haben den Einsatz von Separatorenfleisch jedoch bestritten. In einer Presseerklärung, die Fleischmagazin vorliegt, zweifelt unter anderem die „Zur-Mühlen-Gruppe“ (Tönnies) die eingesetzte Untersuchungsmethode an. Darin heißt es: „Die von Ihrem Labor nachgewiesenen Marker sind kein direkter Nachweis von Separatorenfleisch." Auch eine von Wiesenhof beauftragte Anwaltskanzlei teilte mit, dass die Methode noch nicht amtlich anerkannt sei. Die vermeintlichen Separatorenfleisch-Marker fänden sich laut Wiesenhof auch in anderen Fleischkomponenten, gerade in Sehnen. Zudem sei der Test nur für Hähnchen entwickelt, es sei völlig unklar, ob er auch auf Pute übertragen werden könne.