04.05.2021

R.P.N.E. Forum: Intensiv über Nachhaltigkeit diskutiert

So gewährte zum Beispiel Jörg Kreft, seit fast 20 Jahren verantwortlich in leitender Funktion in der Produktentwicklung von The Familiy Butcher (TFB), den Zuschauern mit seinem Beitrag wertvolle Einblicke in die aktuelle Situation der im Unternehmen eingesetzten Verpackungsmaterialien. In puncto Nachhaltigkeit verfolge TFB klare Strategien. So habe bereits die Verkleinerung von Verpackungen und der Wechsel auf dünnere Materialien zu deutlichen Einsparungen geführt und damit auch zur Müllreduzierung beigetragen. „Es ist uns allein dadurch in den letzten Jahren gelungen, 10-12 % an Verpackungsmaterial einzusparen“, so Kreft. Dies sei unter anderem auch durch den Einsatz von Monomaterialien auf Basis von Mono APET zurückzuführen. TFB lasse sich Nachhaltigkeit etwas kosten, sagte Kreft, und investiere inzwischen in den vermehrten Einsatz von Rezyklaten in den eigenen Verpackungen. „Rund 50% unserer Verpackungen bestehen inzwischen aus Rezyklaten“, so Kreft.

Für ein bestmögliches Recycling im Sinne geschlossener Wertstoffkreisläufe (Circular Economy) müsse es oberstes Ziel sein, die Qualität von Rezyklaten weiter zu verbessern und die Reinheit, die es bereits heute im PET-Recycling beim bottle-to-bottle-Verfahren gibt, auch auf andere Kunststoffe zu übertragen, machte Charlotte Glassneck, Managerin Plastics Applications von Tomra, in ihrem Vortrag deutlich. „Wenn wir den gesamten Recyclingprozess verbessern wollen, dann müssen wir bereits bei der Herstellung von Verpackungen ansetzen und von vornherein Verpackungen herstellen, die bestmöglich im Wiederaufbereitungsprozess aufgefangen werden“. Der Design-for-Recycling-Ansatz könne dabei helfen, dass im Ergebnis geschlossenes Recycling entstehe, so Glassneck.

Nach welchen Kriterien Verpackung auf ihre Recyclingfähigkeit hin überprüft werden kann, darüber lieferte Sandra Beckamp, Geschäftsführerin des Institutes cyclos-HTP (CHI), mit ihrer Präsentation „100 % Recyclingfähigkeit und nachwachsende Rohstoffe“ wertvolle Informationen. Das Institut cyclos-HTP mit Sitz in Aachen betreibt seit 2014 wissenschaftlich fundiertes und praxiserprobtes Assessment und hat mit Unterstützung des Unternehmens „Der Grüne Punkt“ zur Bewertung der Recyclingfähigkeit von Verpackungen und Waren einen Anforderungs- und Bewertungskatalog erarbeitet, den anerkannten Prüfstandard CHI-RA, der in der Industrie akzeptiert und normenkonform ist (EN 13430, ISO 14021). Zu den Kunden des Instituts zählen Markenhersteller, Verpackungshersteller und Discounter.

Um Wertschöpfung durch Kommunikation auf der Verpackung drehte sich die Thematik des Vortrages von Michael Thomas mit dem Titel „Richtige Entsorgung & Vorteile einer nachhaltigen Verpackungs-Lösung oder wie kommuniziere ich dies als Mehrwert für den Endverbraucher sichtbar auf der Verpackung?“ Nachhaltige Verpackungen sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Sie stehen laut Thomas in der Bevölkerung hoch im Kurs, denn 73 % der Verbraucher legen Wert auf nachhaltige Verpackungen. Und 83% sind sogar bereit, mehr Geld für nachhaltige Verpackungen auszugeben - im Durchschnitt 6,5 %. Bei den Verpackungsmaterialien werden vor allem Papier und Glas als nachhaltig angesehen. Bei allen anderen Verpackungen sei das hingegen nicht wirklich der Fall. Als Ursache macht Thomas Informationsdefizite aus, das von vielen aktuellen Studien bestätigt werde. „Die Industrie hat ein Kommunikationsproblem“, denn nur 11% der Verbraucher fühlen sich ausreichend informiert, obwohl 96 % der Unternehmen darüber informieren wollen“. Macht Thomas klar.

„Wie können Unternehmen nachhaltiger werden ?“, lautete die zentrale Fragestellung des Vortrages „Was ist der CO2 Fußabdruck?Wie setzt sich er sich zusammen? Was betrachte ich für mein Unternehmen?“ von Marc Heyer (PackLogic). Um dies herauszufinden und für sich zu definieren, können Unternehmen dies im Rahmen einer Klimastrategie entweder im Wege der Erstellung einer Ökobilanz erreichen oder durch die Analyse des CO2-Fußabdrucks. Mit einer Ökobilanz werden sämtliche Umweltwirkungen betrachtet, die ein Unternehmen verursacht, also alle relevanten, potenziellen Schadwirkungen auf die Umwelt (Boden, Luft, Wasser) berücksichtigt. Der CO2-Fußabdruck (Carbon Footprint) dagegen betrachtet davon lediglich eine Teilmenge, die CO2-Emissionen (bzw. CO2-Äquivalente), die entweder direkt oder indirekt verursacht werden, stellte Heyer klar. Im Unterschied zur Ökobilanz werde beim CO2-Fußabdruck also nur eine Umweltwirkung berücksichtigt, wodurch nur Aussagen über den Beitrag zum Treibhauseffekt getroffen werden. Der CO2-Fußabdruck kann nicht nur auf Unternehmen angewendet werden, sondern auch für Produkte und Dienstleistungen berechnet werden. Auch der CO2-Footprint von Verpackungen lasse sich sehr exakt berechnen, so Heyer.

Den Schlusspunkt der Vortragsreihe setzte Dr. Axel Kölle vom Zentrum für Nachhaltige Unternehmensführung (ZNU) mit seiner Präsentation „Messbarkeit von ganzheitlicher Nachhaltigkeit am Beispiel des ZNU-Standard Nachhaltiger Wirtschaften“. Eines der Kernziele des ZNU ist es, Instrumente zu entwickeln, um das Thema Nachhaltigkeit greifbar im Sinne von messbar zu machen. Dafür hat das Institut seinen ZNU-Standard „Nachhaltiger Wirtschaften“ entwickelt. Es bedeutet, auf Unternehmens- und auf Produktebene schrittweise mehr Verantwortung für Mensch und Natur zu übernehmen, vom Unternehmensstandort über die Wertschöpfungskette bis hin zur Gesellschaft. Werde der Standard von Unternehmen angewandt bzw. umgesetzt, können sie sich systematisch und sukzessive weiterentwickeln im Sinne nachhaltiger Wirtschaften, so Kölle.

Mit der R.P.N.E. Expo, die als hybride Veranstaltung (Präsenz, Live-Stream) am 22. Juni geplant ist, findet das RPNE Forum seine Fortsetzung. Dort sollen die im digitalen Forum aufgeworfenen Fragen und Problemstellungen im KIN in Neumünster, u.a. mit Vorträgen und in Workshops, weiter bearbeitet werden.
R.P.N.E. Forum: Intensiv über Nachhaltigkeit diskutiert
Foto/Grafik: R.P.N.E.
Führten mit viel Freude durch das R.P.N.E.-Forum: Das Moderatoren-Duo Björn Gallenkamp und Olaf Behnel.
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